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Los Van Van: Llegó Van Van ... Van Van is here(p), (c) 1999 Havana CalienteDreissig Jahre und kein bißchen müde
Wer jetzt anhand des englischen "Untertitels" und dieser Auszeichnung befürchtet, die Gruppe um Juan Formell hätte sich musikalisch dem US-amerikanischen Markt angebiedert, darf erleichtert aufatmen: Diese CD ist von vorne bis hinten "Sabor Cubano" pur. Absolut keine Spur von Latino-Pop à la Ricky Martin oder gar (neuerdings) Marc Anthony - welch eine Wohltat! Statt dessen wird man direkt beim ersten Song mit einem träge rollenden Schlagzeug begrüßt, das in die Knochen geht - auch wenn es sich kaum zum Salsa-Tanzen eignet. Dafür ist dann aber das folgende "Timba, Tumba, Temba" um so besser geeignet. Unglaublich, zu welch fröhlich-explosivem Gemisch Juan Formell hier Geigen, Posaunen, Querflöten und Mario "Mayito" Riveras Gesang kombiniert. Müsste ich einen Favoriten von dieser CD auswählen, so würde dieses Stück sicher zu den Kandidaten zählen. Aber die Wahl würde definitiv zu Qual, denn im Gegensatz zum Vorgänger-Album "Te Pone La Cabeza Mala", das vom Titelsong beherrscht wurde und ansonsten eher Mittelmaß bot, glänzt "Llegó Van Van" von vorne bis hinten mit einem unglaublich hohen Niveau. Sei es nun das machohafte "Eso damelo a mi", das köstlich - frivole "El Negro Esta Cocinando" (wo es vordergründig um die Kochkünste eines alleinstehenden Mannes geht, was aber äußerst zweideutig dargeboten wird), "Somos Cubanos", eine Hymne auf alle Kubaner (bei dem Mayito seine Sonero - Qualitäten hervorragend unter Beweis stellt) oder die trotz traurigem Hintergrund fröhlich präsentierte Alltagsgeschichte "El Cheque" - nahezu jedes Stück dieser CD ist ein Hit. Einzige Ausnahmen: Das mit seinem eigenartigen Sprechgesang sicher gewöhnungsbedürftige "Apapas de calabar" und vielleicht noch das eher ruhige und gemischt englisch-spanische "Havana City". Auch wenn Kreationen wie "Apapas del calabar" nicht jedermanns Sache sind - die musikalischen Qualitäten dieser Band stehen ausser Frage: Durch die ganze CD hinweg fallen mir immer wieder majestätische Posaunen-Einsätze auf, keine der Instrumentgruppen wirkt jemals aufdringlich, die Rhythmen sind schlichtweg atemberaubend (und das nicht durch pures Tempo, sondern durch vertrackte Komplexität), die Lead-Sänger zeigen sich von ihren Schokoladenseiten und das Ganze klingt immer wie aus einem Guss. Gerade in Sachen Gesang hatte ich manches mal meine Probleme mit vergangenen Los Van Van Produktionen, wie z.B. "Te Pone La Cabeza Mala" für mich klingen dort einige Gesangspassagen peinlich dissonant - aber nichts dergleichen bei "Llegó Van Van..." Fazit: Ich habe mich selten so über eine Grammy-Auszeichnug gefreut, wie über die des aktuellen Los Van Van Albums, denn für mich ich diese CD mehr als "nur" die Salsa CD des Jahres 1999! Und auch wenn ich es den Senioren vom Buena Vista Social Club gönne, freut es mich besonders, dass endlich auch einmal aktuelle kubansiche Musik in dieser Art geehrt wird. Bleibt nur noch zu hoffen, dass auch die deutschen Medien aufwachen und wahrnehmen, dass die Quellen musikalischen Reichtums auf Kuba nicht vor jahrzehnten versiegt sind, sondern weiterhin ungebremst sprudeln. Anmerkungen:
Los Van Van: Llegó Van Van ... Van Van is here
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