Kuba

Reiseroute:

Für meine erste Reise nach Kuba hatte ich mich für den Westen der Insel mit der Hauptstadt Havanna entschieden. Die ganze Insel innerhalb von maximal 3 Wochen zu erkunden erscheint mir zu stressig oder zu oberflächlich - lieber nur einen Teil der Insel bereisen, dafür aber intensiv und mit Muße!

Am 22. Sept. kam ich am Flughafen von Varadero an - ich hatte einfach keinen günstigen Flug direkt nach Havanna bekommen. Varadero, eine mit Traumstrand und reichlich Hotelanlagen gespickte Halbinsel, hat nach allem was ich gelesen und gehört habe wenig mit dem "wahren" Kuba gemein: Kubaner dürfen dort nur hin, wenn sie entweder dort arbeiten oder wohnen. Viele Kubaner sagen "Varadero ist nicht Kuba, das ist anderes Land". Das gleiche gilt übrigens auch für Cayo Coco (wobei hier noch nicht einmal Kubaner wohnen).

Strandszene Guanabo
Am Strand von Guanabo

Also habe ich um Varadero einen Bogen gemacht und bin direkt in Richtung Havanna gereist. Knapp 30km östlich von der Hauptstadt habe ich im kleinen Badeort "Guanabo" die ersten Tage verbracht. Guanabo hat vor allem bei den Kubanern eher einen schlechten Ruf (insbes. viel Prostitution), aber am äußersten Rand des Ortes habe ich mich bei einer sehr netten Familie (s. Unterkünfte) richtig wohl gefühlt und konnte mich ein wenig an Land, Leute und Klima gewöhnen. Außerdem kann man von dort aus gut erste Erkundungstouren nach Havanna machen - u.a. zum Aussuchen einer Unterkunft. Nachdem ich dank des Wirbelsturmes Georges länger als geplant in Guanabo bleiben mußte, ging es dann nach Havanna.

Havanna muß einmal eine traumhaft schöne Stadt gewesen sein. Überall sieht man ehemals prachtvolle Bauten, von denen jedoch viele in einem erbärmlichen Zustand sind. Immerhin wird zur Zeit das Zentrum der Altstadt nach und nach restauriert - u.a. mit Hilfe der UNESCO, die "Habana Vieja" zum Weltkulturerbe erklärt hat. Aber auch das scheint oft mehr ein Herumbasteln an den Symptomen zu sein. So ist es kaum verwunderlich, daß mehrere der alten Bauten nach den schweren durch Georges ausgelösten Regenfällen einstürzten. Das alte, ungeschützte Gemäuer hatte sich voll Wasser gesaugt, das dann bei der Hitze so schnell verdampfte, daß es das Material regelrecht sprengte.

Kurzum, die Altstadt von Havanna ist faszinierend, hat etwas fesselndes. Überall gibt es schönes aber auch abschreckendes zu entdecken, jedoch habe ich mich als Tourist nie bedroht gefühlt. Auch die von anderen Kubareisenden beschriebenen Belästigungen durch "Jineteros" - geschäftstüchtige Kubaner, die einem alles von Zigarren bis Privatunterkünften anbieten - habe ich praktisch nie so erlebt. Fast immer reicht ein freundliches, aber bestimmtes "No, gracias.". Daß die meisten Kubaner versuchen, den Touristen ein paar Dollar zu entlocken ist in Anbetracht von Monatsgehältern zwischen 10 und 20 Dollar im Monat (!) nur zu verständlich (Ärzte verdienen z.B. ca. 20 $ pro Monat). Und meistens geschieht es auf höfliche, respektvolle Art. Natürlich wird auch in Kuba geklaut und es kommen in letzter Zeit sogar Gewaltverbrechen vor, aber das ist eher die Ausnahme. Man kann davon ausgehen, daß die meisten europäischen Großstädte nicht sicherer sind als Havanna.

Centro Havanna, der Stadtteil zwischen Altstadt und dem modernen Vedado ist eher uninteressant, auch wenn es hier einige sehr beeindruckende alte Bauten zu entdecken gibt. Deren Zustand ist aber meist noch schlimmer als jener der Gebäude in der Altstadt. In Vedado wechseln sich dann einige größere moderne Bauten - meist Hotels - und alte, wunderschöne Villen mit kühlen Zweckbauten, Geschäften usw. ab.

Kubakarte - Reiseroute Für den Rest meines Aufenthalts hatte ich dann die Unterkunft in Havanna als "Basis" gewählt. Hier konnte ich auch während mehrtägiger Ausflüge Gepäck zurücklassen; außerdem führen die meisten Verbindungen zwischen Städten im Westen Kubas über Havanna.

So bin ich dann von dort aus jeweils zwei Tage nach Trinidad und Viñales gereist - für mehr Ausflüge blieb leider keine Zeit mehr.

Trinidad liegt ca. 460km von Havanna entfernt in der Nähe der Karibikküste Kubas. Das Kolonialstädtchen hat seinen Ruhm dem Umstand zu verdanken, daß dort seit mindestens 150 Jahren die Zeit stillgestanden zu sein scheint - zumindest städtebaulich. Das gesamte historische Zentrum des Örtchens ist samt Kopfsteinpflasterstraßen so gut erhalten, daß man sich fast wie in einem Freilichtmuseum fühlt. Hier macht sich die im Vergleich zur Einwohnerzahl sehr große Menge an Touristen unangenehm bemerkbar, auch wenn man außerhalb der Saison reist: Auf Schritt und Tritt wird man angesprochen, die Einwohner versuchen einem alles Mögliche zu verkaufen. Wenn man nichts kaufen will, gehen sie auch schonmal zum Betteln über. Ich habe viel Verständnis für ihr Verhalten, aber wenn es so extrem gehäuft auftritt, wird es bald zur Belästigung (auch wenn die meisten der Leute recht freundlich sind). Eine angenehme Erholung davon bietet der Spaziergang auf den nördlich des Ortes gelegenen Hügel (immer in Richtung des großen Antennen - Mastes). Für die Mühen des Aufsieges (der Weg ist weder weit noch schwierig, aber das Wetter macht zu schaffen!) wird man mir einer tollen Aussicht über den Ort bis hin zur Halbinsel "Ancón" und zur Sierra de Escambray belohnt. Im Vergleich zum Flachland rund um Havanna ist die Berglandschaft um Trinidad sehr reizvoll.

  Plaza Mayor, Trinidad

Plaza Mayor, Trinidad

Leider ist in den kleineren Orten Kubas die Diskriminierung des eigenen Volkes besonders extrem - so auch in Trinidad. So ist es z.B. verboten, als Tourist zusammen mit einer Kubanerin in einem Lokal etwas zu trinken - es sei denn man ist verheiratet! Ich kann sehr wohl verstehen, daß die kubanische Regierung etwas gegen die Prostitution unternehmen muß (mehr dazu an anderer Stelle), aber in Trinidad schlagen die Offiziellen eindeutig über die Stränge. Zusammen mit der konstanten Belästigungen durch Verkäufer und Jineteros hat mir dies den Aufenthalt in Trinidad deutlich vertrübt.

Positiv zu erwähnen und auf jeden Fall empfehlenswert sind Ausflüge ins "Valle de los Ingenios" (Tal der Windmühlen) und an die Playa Ancón an der gleichnamigen Halbinsel. Zwar ist von den Windmühlen im nach ihnen benannten Tal kaum noch etwas zu sehen (ich habe noch nicht einmal die Ruinen ausmachen können), aber die Landschaft ist sehr schön. Erklimmt man die wackeligen Holztreppen des Torre de Iznaga, einen ca. 45m hohen Turm der zur Überwachung der Sklaven beim Zuckerrohranbau genutzt wurde, hat man eine tolle Rundumsicht. Fast noch schöner ist die Aussicht von einem Aussichtspunkt, der etwas abseits der Straße nach Trinidad liegt, genau dort, wo diese das Tal über einen Bergkamm verläßt. Hier kann man die Aussicht auch mit überraschend günstigen Drinks genießen.

Playa Ancón ist ein typischer Karibikstrand, wie man ihn von Postkarten kennt: Im weiten Bogen zieht sich weißer Sand dahin, Palmen und andere Bäume spenden Schatten und mit etwas Glück ist man fast alleine dort. Nur vor den Stichen der besonders kleinen Mücken am späten Nachmittag sollte man sich hüten, die sind extrem unangenehm.

Das Tal von Vinales

Das Tal von Viñales

Die Busse von Viazul (s. Tips & Adressen) nach Trinidad oder Viñales fahren jeweils nur jeden zweiten Tag, genau wechselweise, so daß sich zweitägige Ausflüge anbieten. Genau dies habe ich nach einer Zwischenübernachtung in Havanna dann auch getan - am nächsten morgen ging's nach Viñales. Dieser Ort bzw. das Tal in dem er liegt, hat durch seine faszinierende Landschaft Ruhm erlangt. Aus einer nahezu perfekt ebenen Landschaft erheben sich plötzlich die sogenannten "Mogotes". Diese Berge haben teilweise fast senkrecht abfallende Kalksteinwände und stark abgerundete Kuppen und sind über und über grün bewachsen. Entstanden ist diese Landschaft angeblich durch ein riesiges, durch unterirdische Flüsse ausgewaschenes Höhlensystem, das vor Millionen von Jahren eingestürzt ist und dadurch das Tal von Viñales gebildet hat. Die Mogotes sind sozusagen die übriggebliebenen Stützpfeiler der alten Höhlen. Auch heute noch gibt es in den Steilwänden zahlreiche Höhlen, von denen einige für den Tourismus erschlossen sind. Ich habe die "Cueva Del Indio" besucht und war eher enttäuscht, bei der kurzen Bootstour konnte man durch den lauten Außenborder kaum ein Wort der dreisprachigen Führung verstehen.

Im Tal von Vinales

Im Tal von Viñales

In dieser Wunderschönen Landschaft kann man zu Fuß, per Fahrrad, auf dem Pferd oder per Auto hunderte von wunderbaren Aussichten erkunden. Ich empfehle z.B. den Aufstieg zum Aussichtspunkt und Hotel "Los Jazmines" (zuerst der Hauptstraße in Richtung Pinar Del Rio folgen, dann rechts auf den sandigen Feldweg abbiegen, danach immer links halten) - man trifft unterwegs sehr aufgeschlossene und freundliche Menschen, sieht Landidylle pur, hat alle paar Schritte eine andere atemberaubende Aussicht auf die faszinierende Landschaft und erarbeitet sich letztendlich die traumhafte Aussicht von "Los Jazmines" selbst. Wohl dem der das Glück hat, diesen Aussichtspunkt ohne die zahlreichen hier haltenden Touristenbusse und den damit verbundenen Rummel genießen zu können. Das Hotel macht übrigens einen sehr gepflegten Eindruck und ist gar nicht mal so teuer (34$ bzw. 45$ EZ/DZ ÜF). Noch besser hat mir allerdings das Hotel "La Ermita" süd-östlich von Viñales gefallen. Die Aussicht ist vielleicht nicht ganz so spektakulär aber ähnlich schön, das Hotel paßt viel besser in die Umgebung und wirkt vor allem viel ruhiger - hier halten offensichtlich nicht alle paar Minuten neue Reisebusse an.

Letztendlich war das Tal von Viñales mit Abstand die schönste Gegend Kubas, die ich kennengelernt habe. Nicht nur die Landschaft ist traumhaft, auch die Menschen scheinen durchweg freundlicher, weniger aufdringlich und offener zu sein. Ich bin dort nie angebettelt worden und gelegentliche Angebote von Zigarren, Fahrradverleih etc. waren vergleichsweise dezent. Statt dessen geben die Leute sehr gerne Auskunft über ihre Gegend, laden einen zum Verweilen auf ihrer Veranda ein usw.. Was für ein Kontrast zu Trinidad!

In der Gegend von Viñales wäre ich gerne länger als 2 Tage geblieben, aber meine Reise ging nun leider langsam dem Ende entgegen.

Zu den hier beschriebenen Orten und Reiserouten gibt es auf der Seite "Unterkünfte" Adressen für Unterkünfte. Informationen zu Busverbindungen vielem mehr findet Ihr bei den "Tips". Dabei handelt es sich vorwiegend um Informationen, die ich bisher in keinem Reiseführer finden konnte. Über weiter Hinweise zur Ergänzung dieser Seiten würde ich mich freuen.

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