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CDs

Sampler: Planète Salsa. Le Meilleur de la Musique Latine

(p) & (c) 1996 Compilation Déclic Communication / Semaphore (CD 38264)

CD-Besprechung von Rob Lücking

CD Cover Planete SalsaVor einigen Jahren wurde in Frankreich das PLANÈTE-Konzept entwickelt: Sampler mit Musik aus aller Welt. PLANÈTE LATINE 1 & 2 erwarb ich seinerzeit zum stolzen Preis von je knapp acht Mark auf dem Wühltisch eines Plattenladens. Im Zuge der zunehmenden Popularität von Son und Salsa gibt es seit drei Jahren eine modifizierte Auflage als Doppel-CD (30 Titel) unter dem Namen PLANÈTE SALSA, die momentan in vielen Plattengeschäften oder Musikabteilungen zum Preis von DM 14.95 erhältlich ist. Da kann ich nur wärmstens empfehlen: Zugreifen! Es gibt wohl kaum eine Kompilation, die so viele unterschiedliche afrokaribische Musikstile vereinigt und dabei auch noch absolute Sahnestückchen herauspickt! Insofern ist der Titel PLANÈTE SALSA irreführend, und man hätte besser den ursprünglichen Titel PLANÈTE LATINE beibehalten (aber SALSA verkauft sich momentan halt gut ...).

CD 1 legt gleich los mit dem Clásico de los Clásicos: Pedro Navaja mit Rubén Blades & Willie Colón gilt als das beste Salsa-Stück aller Zeiten, vereint wie kein anderes, was den klassischen New York Style groß gemacht hat. Nicht nur Rubén Blades und Willie Colón als die genialen Köpfe der Salsa-Bewegung und das Album SIEMBRA (1978) als das beste der Salsa-Geschichte: Pedro Navaja erzählt die Episode eines Ganoven, der beim Versuch, eine Prostituierte zu überfallen, von dieser erschossen wird, und auch die Überfallene segnet nach dem Dolchstoß des Gauners das Zeitliche. Niemand hat etwas bemerkt, nur ein betrunkener Penner kommt vorbei, nimmt Revolver, Messer und Geld an sich und zieht filosofierend-lallend von dannen: "La vida te da sorpresas, sorpresas te da la vida...". Die unnachahmliche Interpretation von Rubén Blades wird nur noch von seinem "Solo de boca" (porque el gitarista no vino!) in Buscando Guayaba übertroffen (ebenfalls auf SIEMBRA). Jedenfalls: Wie anders als im Salsa-Rhythmus könnte man so eine Geschichte erzählen und gleichzeitig fröhlich das Tanzbein schwingen? Auch musikalisch ist Pedro Navaja eine Ohrenweide: Die Rhythmussektion wird langsam bis zum Montuno gesteigert, wobei man anfangs deutlich den Tumbao der Conga heraushört, dann Bongo, dann Piano...

Als Kontrastprogramm folgt die 1001. Version des Gassenhauers La Bamba, ein Party-Stimmungslied, das man beim Hören getrost überspringen kann (wird auch relativ schnell wieder ausgeblendet). Danach nochmal ein Rubén Blades-Klassiker: Buscando America aus dem gleichnamigen, 1984 erschienenen Album. Nicht gerade ein Abräumer auf der Tanzpiste, vielmehr ein wunderschönes Stück der leisen Töne mit ähnlicher Charakteristik wie Pedro Navaja. Der Percussionist Eddie Palmieri gehört zu den Pionieren der Salsa; Café zeigt, daß Bolero-Son und Descarga keinen Widerspruch darstellen und ist gut zum "Schwofen" geeignet. Carretero der Gruppe Malavoi aus Martinique, die eigenwillige Kombination eines alten Sons mit dem Eddie Palmieri-Hit Vamonos Pa'l Monte, gehört für mich zu den Juwelen dieser Kompilation. Musikalisch geht diese Live-Version nahe an die Wurzeln der Salsa, den kubanischen Son, vermischt mit Charanga-Elementen (Violine, Flauta). Noch klassischer wird es bei dem Guajira-Son Así No Papacito (Guillermo Portabales). Da dürfen natürlich Los Van Van aus Kuba nicht fehlen, die mit ihrer Mischung aus Son, Charanga und Rock dem Latin-Jazz-Rock huldigen. Bei Cuentame geht es allerdings eher gemütlich Cha-Cha-Chá-mäßig ab. Richtigen Cha-Cha-Chá gibt's dann bei der Guantanamera-Version Linda Guajira des Kubaners Roberto Torres und beim anschließenden Auftritt der Meister persönlich: Tito Puente und Celia Cruz besingen "ihr" Kuba und Beny Moré in Ay Mi Cuba ("Beny Moré esta Guajira es para ti!").

Fetzig wird es dann wieder mit dem Guaguanco Xiomara, erneut eine Live-Version der Gruppe Malavoi. Guaguanco ist eine Spielart der percussionsbetonten kubanischen Rumba (nicht zu verwechseln mit der weichen Rhumba!). Adalberto Alvarez Y Su Son mit El Mal De La Hipocrecia (das Übel der Scheinheiligkeit!) und Sonora Matancera (mit ihr wurde Celia Cruz bekannt) mit dem süßen Besito De Coco lassen danach klassischen kubanischen Son folgen. Wer den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Son und Salsa "erhören" möchte, der vergleiche dieses Stück mit Pedro Navaja. Die letzten beiden Titel auf dieser CD führen uns schließlich nach Kolumbien und den typischen Cumbia- und Vallenato-Klängen. La Colegiala (Rodolfo Y Su Típica) ist ein vielfach aufgelegter Klassiker. "Moderner" Vallenato (Mujer Ingrata mit Sonora Majestad) ist etwas schneller als Cumbia und erinnert ein bißchen an Merengue.

Nochmal nach Kuba geht's dann auf der CD 2, wo die kubanischen Latin-Jazz-Soneros NG La Banda mit La Protesta De Los Chivos ihr Stelldichein geben. Zusammen mit Los Van Van und Irakere gehört diese Band zu den international bekanntesten Vertretern der kubanischen Latin-Jazz-Szene und dokumentiert, daß Kuba nach der Revolution musikalisch nicht stehengeblieben ist (der Eindruck des Buena Vista Social Club täuscht hier ein bißchen), sondern noch immer die Wiege neuer afrokubanischer Rhythmen darstellt. Mit Ran Kan Kan folgt ein weiterer Klassiker, der erste Mambo-Hit von Tito Puente aus dem Jahr 1949. Willy DeVille versucht sich dann mit einer Charanga-Cha-Cha-Chá-Ranchera-Tex-Mex-Version von Hey Joe, die auf dieser CD etwas verloren wirkt. Das gleiche gilt für Pablo Milanes und Ya Ves: Wunderschön, paßt aber nicht unbedingt in diesen Sampler.

So, jetzt kommen endlich auch die Merengueros zu Wort! Der einzigartige Juan Luis Guerra macht den Anfang mit Ojala Que Llueva Café, mit welchem er zum Superstar wurde. Die fetzige Rhythmik des Merengue kommt aber erst mit dem unverwüstlichen Wilfrido Vargas und Que Será voll zur Geltung. 140 bpm! Antillanische Salsa und Rhumba (diesmal mit "h") im Stil von Malavoi gibt's dann wieder mit Acoustic Zouk (Yo Nunca Más) und Ralph Thamar (Nosotros) zu hören. Das letztere geht aber schon ein bißchen arg in Richtung Vergewaltigung afrokubanischer Rhythmen (zumindest für meine Ohren)! Eine überflüssige Zugabe der französischen Produzenten dieser Kompilation. Kompromißlose Salsa von Descarga Boricua läßt diesen Durchhänger aber schnell vergessen. Die jazzigen Instrumentaleinlagen in dem Stück Entra Derecho machen dem Namen der Gruppe alle Ehre (Descarga oder Latin Jam Session bezeichnet das improvisierte Zusammenspiel der Musiker).

Nach dem Stück muß man erst einmal verschnaufen (die CD ist noch lang...), und das geht am besten mit ... noch einer Version von Guantamera (oje!), diesmal der Hermanos Bermudes. Celia Cruz kann es besser! Und nach Roberto Torres' Linda Guajira auf der ersten CD ist dieses Stück eher unnötig. Aber man sollte es kaum glauben: auf der ersten Ausgabe von PLANÈTE LATINE gibt es noch eine dritte(!) Version mit der famosen La Lupe; ausgerechnet diese ist absolut genial und wird auf dieser Ausgabe leider unterschlagen. Ein weiterer Cha-Cha-Chá-Klassiker folgt mit El Baile Del Sillon (Sonora Matancera), bevor es wieder nach Kolumbien geht. Auch hier ist La Negra Tomasa (Sonora Majestad) ein gelungener Griff ins Cumbia-Schatzkästchen. Dagegen Pepe... Ich weiß nicht, warum ich für Los Chicas Del Can wenig übrig habe, vielleicht ist es dieses zarte Stimmchen von Miriam Cruz. Wo sind Jossie Esteban, die Hermanos Rosario? Aber die tolle Cumbia La Tête À Gaston der Gruppe Fatal Mambo entschädigt, selbst das Französisch paßt hier super! Ein Kontrastprogramm gibt es dann auch noch mal zum Schluß der CD. Der langsamen Rhumba Endulzame El Café Maria folgt der Los Van Van-Hit Por Encima Del Nivel: wiederum Latin-Jazz-Rock höchster Güte!

Fazit: Von ein paar Ausnahmen abgesehen eine tolle Zusammenstellung! Nicht nur für den Einsteiger, sondern auch für diejenigen, die ihre Sammlung um ein paar Juwelen erweitern wollen. Ein paar Kritikpunkte gibt es: das Booklet ist nicht existent (aber mit Begleitinformation in Französisch hätten manche, so wie ich, vielleicht auch Schwierigkeiten ...), und von den Daten der einzelnen Stücke darf man sich nicht täuschen lassen. Diese geben in einigen Fällen nicht das Originalerscheinungsdatum wieder, sondern das neuerer Kompilationen, von welchen die Stücke übernommen wurden. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß Besito de Coco 1991 aufgenommen wurde ... Insgesamt vermißt man auf diesem Sampler bisweilen eine bestimmte Linie, einen roten Faden; auf der anderen Seite macht das aber auch seinen Reiz aus, denn beim Reinhören ist jedes Stück wieder eine Überraschung.

Die Titel im Überblick:

CD 1
  1. Pedro Navaja (Rubén Blades & Willie Colón) (58s, 110 kB)  [offline]
  2. La Bamba (Los Machucambos)
  3. Buscando América (Rubén Blades)
  4. Café (Eddie Palmieri)
  5. Carretero (Malavoi)
  6. Asi No Papacito (Gulliermo Portabales)
  7. Cuentame (Los Van Van)
  8. Linda Guajira (Roberto Torres)
  9. Ay Mi Cuba (Tito Puente & Celia Cruz)
  10. Xiomara (Malavoi)
  11. El Mal De La Hipocrecía (Adalberto Álvarez Y Su Son)
  12. Besito De Coco (Sonora Matancera)
  13. La Colegiala (Rodolfo Y Su Típica)
  14. Mujer Ingrata (Sonora Majestad)
CD 2
  1. La Protesta De Los Chivos (NG La Banda)
  2. Ran Kan Kan (Tito Puente)
  3. Hey Joe (Willy Deville)
  4. Ya Ves (Pablo Milanes)
  5. Ojala Que Llueva Café (Juan Luis Guerra)
  6. Que Será (Wilfrido Vargas)
  7. Yo Nunca Más (Acoustic Zouk)
  8. Nosotros (Ralph Thamar)
  9. Entra Derecho (Descarga Boricua)
  10. Guantanamera (Hermanos Bermudes)
  11. El Baile Del Sillón (Sonora Matancera)
  12. La Negra Tomasa (Sonora Majestad)
  13. Pepe (Las Chicas Del Can)
  14. La Tête À Gaston (Fatal Mambo)
  15. Endulzame El Café, María (Impacto De Montemorelos)
  16. Por Encima Del Nivel (Los Van Van)

zum Seitenanfang Text: Copyright '99 Rob Lücking (rlucking@hotmail.com)
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