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Alex Wilson - Anglo Cubano((c) & (p) 2000 Candid Productions Ltd.) CD Besprechung von Max Sievers von 'un poco pasatiempo' Auch wenn die CD von Alex Wilson schon ein paar Jahre alt ist (Baujahr 1999), taucht sie nur sehr selten auf in Salsanien. Und der Grund hierfür?: Achtung Jazz!!! Aber keine Angst, hier werden keine neuen Weltrekorde im Instrumentequälen aufgestellt, keine endlosen, schrägen Soli, die im Gehörgang Schmerzen verursachen. Jazz kann auch schön sein, zumal wenn es Latin-Jazz ist und dieser so hervorragend gemacht ist wie auf dieser CD. Die CD startet aber erst einmal mit Salsa! Glück gehabt! Das Titelstück anglo-cubano ist eine schnelle, eine wirklich schnelle Nummer. Tanzanfänger werden leichte Schwierigkeiten haben den Anforderungen standzuhalten, Fortgeschrittene können hier wirklich einmal zeigen, dass sie die Schrittkombinationen im Schlaf beherrschen. Diese Nummer macht Spaß und ist gleichzeitig ein Fingerzeig auf das eigentliche CD-Projekt: Diese CD ist eine Kooperation von Musikern aus dem UK und Cuba. Eben anglo-cubano. Weiter geht es mit Latin-Jazz in havana thoroughfare, einem musikalischen Spaziergang durch die Straßen von La Habana. Leicht, beschwingt und abwechslungsreich. Ein Stück zum Träumen aber nicht zum Einschlafen. Wer aber beim Träumen doch die Bodenhaftung verloren hat, wird bei Nr. 3 schnell wieder auf die Füße kommen: sigo caminando ist wieder eine starke Salsanummer mit viel Gebläse, Gesang und einer treibenden Rhythmusabteilung. So, wie wir Salsanier es lieben. Wie bei allen Stücken auf der CD liegt auch bei dieser Nummer immer ein Hauch Jazz in der Luft. Jetzt wird es spannend. Der Englishman in NewYork (ja, wirklich die Nummer von Sting!) tanzt im Rumba-Rhythmus über die Lautsprecherkarlotte. Hierbei lässt sich Alex Wilson von den Kollegen von clave y guaguanco fachkundig unterstützen. Eine schöne Nummer für alle diejenigen, die ihren bisher noch nicht salsainfizierten Bekanntenkreis an die afro-cubanische Polyrhythmik heranführen möchten. Aber Vorsicht! Schwere Kost! Nr. 5 ist ein Stück, an dem sich schon viele (Jazzer: z.B. George Benson oder Nils Landgren) erprobt haben: This masquerade von Leon Russel. Alex Wilson swingt sich mit viel Feingefühl durch diese Cha-Cha-Nummer, getragen von Lauren Dalrymple, die mit ihrer tollen Stimme dem musikalischen Treiben den Glanz verleiht. Es folgen nochmals Latin-Jazz, Cha-Cha und vieles, was irgendwo dazwischen liegt und ganz zum Schluss (die letzte Nummer) wird es dann aber doch richtig schräg, es sind halt auch Jazzer mit am Werk. Insgesamt ist die CD sehr vielseitig, eine angenehme, gelungene Mischung eben aus anglo und cubano. Kein must have für die Tanzflächenfreunde und Partygänger (außer beim Titelstück oder sigo caminando) und wahrscheinlich ein Tabu für alle Ricky-Martin-Fans. Aber alle diejenigen, die noch etwas Besonderes für ihre Latin-Sammlung suchen und Spaß haben, eine CD in Ruhe anzuhören, um sich an der einen oder andere musikalische Kapriole zu erfreuen, ist dieses Werk genau richtig. Meinen musikalischen Horizont hat Alex Wilson jedenfalls erweitert. Aber keine Angst, beim Genuss dieser CD besteht keine Gefahr von lang anhaltenden, musikalischen Nebenwirkungen. Wie immer: Wer mir zustimmen oder widersprechen möchte, kann mir seine Meinung gern unter comandante@pasatiempo.de zukommen lassen.
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Text: Copyright 2004
Max Sievers
(comandante@pasatiempo.de) |