Michel Batista: "El Mismo" Michel 100% Sabroso

(p) (c) Vizcaino Records 2002

CD-Besprechung von Rob Lücking

Vor 15 Jahren bin ich zur Salsa gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Seitdem habe ich vieles gehört, angefangen von Tito Puente über Fania und Frankie Ruiz bis hin zu DLG und Buena Vista Social Club. Nicht zu vergessen El Gran Combo, Wayne Gorbea, Ricardo Lemvo, Los Van Van und Africando. Als leidenschaftlicher Tänzer hat es mir die Salsa Dura besonders angetan, und da ist selbst momentan einiges geboten; man denke nur an Johnny Polanco, Soneros Del Barrio, Diego Galé, Edwin Bonilla, Grupo Imagen. Im vergangenen Jahr lieferte José Alberto "El Canario" mit DIFERENTE die beste Salsa-Dance-CD des Jahres ab. Es wäre zuviel des Guten, wenn ich sagen würde: vergesst all das. Man möge mir diesen Ausrutscher verzeihen. Aber dieser Überschwang kommt nicht von ungefähr, sondern beruht auf nackten Tatsachen. Und die nennen sich Michel Batista, Michel Batista, Michel Batista.

Was dieser Mann mit seinem neuen Album "EL MISMO" MICHEL 100% SABROSO abgeliefert hat, ist einfach ein Hammer! Eigentlich 11 Hammer! Eine Sensation! Superlative, die diese CD umschreiben können, müssen erst noch erfunden werden. Seitdem ich das Ding zum ersten mal in meinen CD-Player eingelegt habe, komme ich aus dem Schwelgen nicht mehr heraus. Die pure Essenz der Salsa, ohne jedwege Spielereien! Kopf, Hände und Füsse bewegen sich in endloser, unkontrollierbarer Extase, man möchte die Pista ganz für sich allein haben und sich die ganze Nacht durch nur noch Michel Batista reinziehen. Sowas habe ich ehrlich gesagt in meinen 15 Salsa-Jahren noch nicht erlebt. Doch, ich hab's erlebt: Tito Puente. Der Mann hat wie kein anderer in der ganzen Welt Tänzern mit seinen Tunes die ultimative Befriedigung verschafft (besser als Sex?). Nun hat Michel Batista mit Tito Puente nicht besonders viel gemein, aber eines gilt für beide, vielleicht mehr als für die zahllosen anderen Interpreten des Genres: no compromise, just swingin' Salsa! Und das bei durchschnittlichen 105 beats per minute.

Das Rezept ist denkbar einfach (aber vielleicht doch nicht ganz so einfach, sonst hätten es andere auch schon versucht): man nehme den Knaller La Rumba aus seinem vorherigen Album DE AHI AHI NADIE COMO EL, lege noch ein bisschen was drauf, und fülle ein Album mit 11 Songs dieses Kalibers. Das klingt nach Schema "F", ist es aber keineswegs! Jeder der 11 Songs hat seine individuellen Qualitäten, von den interessanten Texten ganz zu schweigen. Und die Montunos: wie gesagt, Superlative hierfür gibt es nicht! Mit zwei Ausnahmen stammen alle Titel von Michel Batista selbst, was zumindest einiges erklärt: der Mann hat unglaubliches Talent, und das hat halt nicht jeder. Ein bisschen lachen musste ich beim dem Autor von C'Estfini (eigentlich sollte das C'Est Fini heissen): der wird hier als Charles "Asnavul" angegeben. Wenn man nun weiss, dass die Dominikanos wie alle Latinos ihre eigene Art haben, das "r" auszusprechen, dann kommt man unschwer dahinter, dass hier eigentlich Charles Aznavour gemeint ist.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die beste "Salsa Pura" aus der Dominikanischen Republik kommt, dann hat Michel Batista eben diesen Beweis angetreten. Ich hätte nicht geglaubt, dass das möglich ist, aber mit "EL MISMO" MICHEL 100% SABROSO stellt er sogar seine Kompatrioten José Alberto, Raulín und Cuco Valoy in den Schatten. Wenn Ihr also ein begrenztes Budget habt und Euch DIE Salsa-Scheibe des Jahres zulegen wollt, dann führt an Michel Batista kein Weg vorbei. Wenn am Ende des Monats noch Geld übrig ist, dann kauft gleich mehrere Kopien und verschenkt sie an Gleichgesinnte. Ihr tut ein gutes Werk!

Einen Haken hat das Album allerdings doch... Die Songs sind alle so dermassen gut, dass man sich als DJ nicht entscheiden kann, welchen man nun gerade in die Salsa-Charts heben will. Das zeigt sich schon in unserer aktuellen Ausgabe, wo Michel Batista mit zwei Titeln eingestiegen ist. Daher wird es der Mann nicht einfach haben, mit einem Single-Titel auf Platz 1 zu kommen, wahrscheinlich schon eher mit drei bis fünf Titeln gleichzeitig unter die Topp 10. Aber ich glaube, mit diesem "Problem" kann er gut leben.

Noch ein Problem: wir vergeben ja nur maximal fünf Congas. Aber in der Sparte Tanzbarkeit hätte das Ding zehn Congas verdient! Arriba...rriba...rriba!!!

Salsaholic-Bewertung:
Hörgenuss:		5 Congas
Tanzbarkeit:		5 Congas
Originalität:		4 Congas
Variation:		3 Congas
Gesamt:		5 Congas

Die Titel im Überblick:
1.	Como Nada	Bolero-Salsa (65/110 bpm)
2.	C'Estfini	Salsa (105 bpm)	(160 kB)  [offline]
3.	Ataque América	Salsa (110 bpm)	(160 kB)  [offline]
4.	Homenaje A Oscar D'León	Salsa (100 bpm)
5.	4 Sirios	Salsa (105 bpm)	(160 kB)  [offline]
6.	Como Antes	Salsa (100 bpm)
7.	Profesora De Amor	Danzón-Guajira (60 bpm)
8.	Dinero	Salsa (100 bpm)	(160 kB)  [offline]
9.	A Sangre Y Fuego	Salsa (105 bpm)
10.	La Violación	Salsa (100 bpm)	(160 kB)  [offline]
11.	C'Estfini En Frances	Salsa (105 bpm)