Haupseite Hauptseite CDs CD-Bezugsquellen CD Tips nach Kategorien CD-Besprechungen eMail, Hilfe, Frames Frames eMail an den Webmaster Hilfe!

 CDs

Tito Puente & Eddie Palmieri: Masterpiece/Obra Maestra

(p) & (c) RMM Records & Video Corp. (CD 84033)

CD-Besprechung von Rob Lücking

CD Cover

Was lange währt... der Spruch mußte schon bei der aktuellen Juni/Juli-Ausgabe der Salsa-Charts herhalten (dort gibt es auch nähere Erläuterungen über den Hauptgrund der Verzögerung), und das gleiche gilt für die vorliegende Besprechung, die eigentlich schon lange raus sollte. War zumindest im vorletzten CD-Tipp (¡Cubanismo! Mardi Gras Mambo) so versprochen.

Versprochen hatte ich dort auch, mein Album des Jahres 2000 vorzustellen. Und hier ist es nun: Masterpiece/Obra Maestra von den Altmeistern der Salsa und des Afro-Cuban Jazz: Tito Puente & Eddie Palmieri. Inzwischen hat sich schon wieder soviel in der Szene getan, daß der Eindruck dieses außergewöhnlichen Albums ein wenig verblasst ist, aber wenn ich das Ganze mit etwas Abstand betrachte, so bleibe ich bei meiner Einschätzung. Leicht ist die Auswahl nicht gefallen, denn auch andere Interpreten wie Africando (Betece/Mandali), Wayne Gorbea & Salsa Picante (Saboreando... Salsa Dura En El Bronx), Ricardo Lemvo & Makina Loca (São Salvador), Celia Cruz (Siempre Viviré), ¡Cubanismo! (Mardi Gras Mambo), Maracay (Por Fin Llegó), Estrellas Caimán (Descarga Brava 2000!), haben erstklassige Produktionen vorgelegt, die selbst in unseren aktuellen Charts immer noch an vorderster Front rangieren.

Daß Qualität, Kommerz und öffentliches Interesse nur selten miteinander einhergehen, merkte man einmal mehr an den diesjährigen Grammy-Nominierungen in der Kategorie "Best Salsa Album". Keine Spur von den genannten Interpreten, von Celia Cruz & Friends: A Night Of Salsa einmal abgesehen. Stattdessen tummelten sich dort Son By Four, Luis Enrique, Tony Vega, allesamt Vertreter der Salsa Plástica und Salsa Romántica; nicht unbedingt schlecht, aber mit einem Album wie Gorbea's Saboreando oder Lemvo's São Salvador kaum zu vergleichen. Zumal vor allem Luis Enrique und Tony Vega schon wesentlich bessere Tage gesehen haben. Einziger Lichtblick, und damit sind wir wieder beim Thema: mein Album des Jahres 2000, Masterpiece/Obra Maestra. Diese Produktion hat den Grammy denn auch folgerichtig abgeräumt. Bei der Konkurrenz kein Wunder; auf der anderen Seite hat das Ganze aber auch wenig Aussagekraft in Bezug auf die tatsächliche Qualität dieses Albums. Und man sollte schließlich nicht übersehen, über welche Lobby zwei Großmeister wie Tito Puente und Eddie Palmieri im Business verfügen.

Letztendlich also ist der (wenngleich wohlverdiente!) Grammy kein Maßstab, um dieses Album wirklich beurteilen zu können, und da hilft nur eins: rein in den CD-Player, und ab geht die Post! Und das im wahrsten Sinne des Wortes! Puente & Palmieri reißen uns, unterstützt durch illustre Beigaben wie Oscar D'Leon, Pete "El Conde" Rodriguez, Michael Stuart, Frankie Morales, Jerry Medina, Milton Cardona, Herman Olivera, Kevin Ceballo, Paquito D'Rivera und Lewis Kahn, von der ersten bis zu letzten Sekunde mit. Perfekte Arrangements, erstklassige Musiker, tolle Titel! Und obendrein immer wieder Überraschungsmomente: da erklingen doch tatsächlich Tango-, Mariachi- und Sevillana-Klänge inmitten der heißesten Salsa-Beats. Ein Rießenspaß zum Tanzen und ein Genuß zum Hören! Schon der Opener, La Última Copa, steigert sich nach einem Tango-Intro in einen hochenergetischen Montuno, der den Vergleich mit Palmieris Congo Yambumba nicht scheuen braucht. Ähnliches gilt für El Beso. Liebhaber des Cha-Cha-Chá, heutzutage auf den Salsa-Tanzflächen leider etwas aus der Mode, kommen bei El Puente Mundial voll auf ihre Kosten. Und Remakes wie Picadillo Jam und Yambu Pa' Inglaterra sind noch besser geraten als ihre ohnehin schon genialen Originale.

Tito Puente und Eddie Palmieri sind ohne Frage die beiden Figuren, welche die Afro-Cuban Jazz- und Salsa-Szene seit den 50er Jahren am nachhaltigsten beeinflußt haben. Tito Puente als der "King of Latin Music", als ein Künstler, der es wie kein anderer verstand, dem Publikum afrokaribische Tanzmusik nahezubringen, in einer im positiven Sinne kommerziellen Form, die Maßstäbe und Standards gesetzt hat. Seien es Mambo-Descargas, Cha-Cha-Cha's, Boleros, oder ausgefallene Rhythmen wie Beguine, Bomba & Plena, Guaguancó, an Puente kommt auch heute noch keiner vorbei. Eddie Palmieri, "The Sun of Latin Music", dagegen ist eine andere Story. Einen typischen Palmieri-Sound gab es nie, dazu war und ist Palmieri viel zu sehr dem Experiment und der Improvisation in der Tradition des Latin Jazz verbunden, ein Weg, den Puente erst spät eingeschlagen hat. Wie kaum ein anderer hat Palmieri die Descargas im Fania-Stil geprägt: wer erinnert sich nicht an Klassiker wie Vamonos Pa'l Monte, Café, Congo Yambumba, Conmigo oder Bilongo?

Vielleicht sind diese unterschiedlichen Ansätze mit ein Grund, warum diese beiden Giganten erst jetzt, nach mehr als 50 Jahren aktiver Karriere, ihre erste gemeinsame Produktion vorgelegt haben. Und das, obwohl sie nicht einmal zwei Häuserblocks voneinander entfernt aufgewachsen sind. Aber besser spät als nie, und das gilt für Masterpiece/Obra Maestra wirklich uneingeschränkt. Ein klassisches Salsa-Album mit variierenden Rhythmen von Bolero über Montuno und Cha-Cha-Chá bis Salsa und Guaguancó, und dennoch mit einem modernem Sound, der auch die jüngeren, DLG-verwöhnten Salsaholics überzeugen dürfte. Hinzu kommt, daß trotz ausreichend Spielraum für Experiment und Improvisation (mein Tipp: die Salsa-Descarga Itutu Aché) bei dieser Produktion wirklich nichts dem Zufall überlassen wurde. Perfektion, die für manchen synonym für kommerzielle Musik stehen mag, aber da gibt es eigentlich keinen Unterschied mehr.

Leider konnte Tito Puente den Abschluß dieser Produktion, seines 118. und letzten Albums, nicht mehr miterleben. Umso mehr muß man Eddie Palmieri ein großes Lob zollen, denn obwohl er dem Album naturgemäß seinen Stempel aufdrückt, geht der typische Puente-Sound nicht verloren. Das merkt man vor allem bei Muddy's Club Blues in Weinheim, eigentlich ein klassischer Puente (mit dem schon obligatorischen Vibrafon-Solo!), aber sowohl komponiert als auch arrangiert von Eddie Palmieri.

Masterpiece! Alles in allem kann man sich keinen besseren Titel für diese Produktion vorstellen, denn bei diesen Vorgaben und Zutaten konnte nur ein Meisterstück herauskommen, ein Album, das der langen und beispiellosen Karriere von Puente und Palmieri ohne Zweifel die Krone aufsetzt und für Palmieri, nach seiner 1975 erschienenen Produktion Unfinished Masterpiece (mit einem blutjungen Lalo Rodriguez), einen Zyklus schließt. "When skill and love work together, expect a 'Masterpiece', and that’s what we gave", so Palmieri in einem Interview mit Oasis Salsero. Insofern hat der Grammy doch seine Aussagekraft, denn sechs Grammies sowohl für Puente als auch für Palmieri, das kann kein Zufall sein. Aber letztendlich überzeugt die Musik, und das tut sie mit Nachdruck! Millionen Fans in aller Welt können nicht irren!

Salsaholic-Bewertung:

Hörgenuss:  ***** 5 Congas
Tanzbarkeit:  ***** 5 Congas
Originalität:  ***** 4 Congas
Variation:  ***** 4 Congas
Gesamt:  ***** 5 Congas

Die Titel im Überblick:

1.

La Última Copa (feat. Hernan Oliveira) (161 kB)  [offline]

2.

Muddy's Club Blues in Weinheim (feat. Jerry Medina)

3.

Cielito Lindo, La Negra Mariachi Medley (feat. Oscar D'Leon)

4.

Marchando Bien (feat. Pete "El Conde" Rodriguez)

5.

Picadillo Jam

6.

El Puente Mundial (feat. Frankie Morales & Jerry Medina)

7.

El Beso (feat. Michael Stuart) (161 kB)  [offline]

8.

El Bochinche (feat. Jerry Medina, Michael Stuart & Hernan Oliveira)

9.

Enseñame Tú, Piensalo Bien Bolero Medley (feat. Michael Stuart & Hernan Oliveira)

10.

Paris Mambo (feat. Oscar D'Leon) (128 kB)  [offline]

11.

Yambu Pa' Inglaterra (feat. Hernan Oliveira)

12.

Itutu Aché (feat. Milton Cardona & Jerry Medina)


zum Seitenanfang Text: Copyright 2001 Rob Lücking (rlucking@hotmail.com)
Ranking-Hits Layout: Copyright 2001 Klaus Reiter (klaus@salsaholic.de). Letzte Änderung: 17.7.2001.
WEBCounter by GOWEB