Wayne Gorbea & Salsa Picante:
¡Saboreando... Salsa Dura en el Bronx!

(p) 2000 Shanachie Entertainment Corp. (66027)

CD-Besprechung von Rob Lücking

Obwohl Salsa und ihre Spielarten auch zunehmend in heimischen CD-Shops in großer Auswahl vertreten sind, ist es selbst für erfahrene Salsaholics immer noch eine Kunst, an manch aktuelle und vielversprechende Produktion heranzukommen. Vor allem, wenn sie sich abseits des Mainstream bewegt. Daher müssen wir unseren Salsa-Kollegen, allen voran Michael Peters (Salsa.De), Peter Betting und DJ Valerian (Bamboleo) und Ulrich Wode (Sals@lemania), an dieser Stelle einmal ein dickes Lob für ihre CD-Besprechungen zollen. Denn jeder hat da seine eigenen Quellen und Geheimnisse, die sich in idealer Weise ergänzen und dafür sorgen, daß wir alle stets auf dem Laufenden bleiben.

Ein Beispiel hierfür ist ¡SABOREANDO... SALSA DURA EN EL BRONX! von Wayne Gorbea & Salsa Picante. Die waren mir zwar schon von ihrem letzten Album CÓGELE EL GUSTO (1998) wohlbekannt und seitdem ständige "Begleiter" bei DJ-Auftritten, und auch in den U.S.A. ist das Orchester inzwischen der absolute Geheimtip unter Salsa-DJ's. Aber erst die begeisterte Besprechung von Michael Peters machte mich auf die ihre neue CD aufmerksam, und da diese trotz intensiver Suche auf direktem Wege nicht zu bekommen war, mußte ich auf's Internet zurückgreifen und noch einige zusätzliche Wochen in gespannter Erwartung verbringen.

Aber das Warten hat sich gelohnt, denn Wayne Gorbea & Salsa Picante haben das schier Unmögliche möglich gemacht und sich mit ihrem neuen Album selbst übertroffen. Nicht umsonst sind ¡SABOREANDO... SALSA DURA EN EL BRONX! und die "Single-Auskopplung" El Yo-Yo inzwischen bei Salseros in den U.S.A. und auch Deutschland ganz oben in der Beliebtheitsskala. Das kommt in Michaels Review auch zum Ausdruck, dem eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen ist. Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen und im Rahmen des Salsaholic nachdrücklich und mit ein paar aussagekräftigen Hörproben für dieses Album werben. Denn ¡SABOREANDO... SALSA DURA EN EL BRONX! gehört unbedingt in die Sammlung eines jeden ernstzunehmenden Salsa-Freaks.

Salsa Dura En El Bronx! Der Titel ist Programm. Die Bronx, "El Barrio", das ist die Wiege der klassischen New Yorker Salsa, der unvergeßlichen Hits von Tito Puente, Eddie Palmieri und Ray Barretto, von Johnny Pacheco, Pete "El Conde" Rodriguez und Celia Cruz, von Willie Colón, Hector Lavoe und Rubén Blades, und wie sie alle heißen mögen. Wayne Gorbea läßt diese Zeit wieder aufleben und schafft es dabei wie kein anderer, den Weg zwischen harter Descarga im Stile eines Eddie Palmieri und "moderner" Salsa á la RMM zu finden. Heraus kommt eine Mischung, die man ohne Übertreibung als perfekt bezeichnen kann. Denn sie hat für jeden etwas, ob eingängige Melodien für das sonst eher an Johnny Rivera gewöhnte Ohr, spielfreudige Instrumentalsoli für eingefleischte "Faniisten", oder heiße, schnörkellose Rhythmen für den tanzwütigen Salsa-Aficionado.

Selten findet man ein Album (zuletzt das Grammy-dekorierte LLEGÓ VAN VAN), welches sich abseits der kommerziellen Einheits-Soße bewegt und trotzdem buchstäblich einen Hit nach dem anderen vorlegt, wobei sich alle Songs bereits nach dem ersten Hören im Ohr festgesetzt haben. Da fällt es ungemein schwer, einzelne Titel herauszupicken. El Yoyo ist der aktuelle Abräumer auf deutschen Pistas von Berlin bis München, vielleicht auch deswegen, weil sich ein bißchen Ran Kan Kan von Tito Puente darin versteckt. Aber noch mehr gefallen die Salsa-Descargas Calle Loca und Estamos Chao (gigantische zehn Minuten lang und dennoch viel zu kurz!). Auch die klassischen Montuno-Descargas Son Picante und Guajira Inspiración sind nicht gerade von schlechten Eltern und stehen Fania-Klassikern wie Lo Que Pide La Gente in nichts nach. Ein wenig Plena und Guaguancó sorgen für Abwechslung, während ansonsten klassische "Dancefloor"-Salsa in der Tradition von Justo Betancourts Pa' Bravo Yo im Vordergrund steht. Über die exzellenten Musiker und den brillianten Sound braucht man ohnehin kein Wort zu verlieren. Ein Genuß nicht nur die Clave in Buche Y Pluma, einem der aufgefrischten Klassiker auf diesem Album. Aber mein persönlicher Favorit ist ganz klar Nelida. Salsa Romántica im Fania-Stil. Herz und Salseros, was wollt Ihr mehr???

Fünf Congas vergebe ich nur äußerst selten. In diesem Fall blieb mir nichts anderes übrig, auch wenn Originalität und Variation naturgemäß eingeschränkt bleiben. Mit Wayne Gorbea erlebt die New Yorker Salsa im Stile der Fania All Stars eine verdiente Renaissance, und das kann ob der heutigen Dominanz aalglatter "Latin" Music gar nicht hoch genug bewertet werden. Bleibt zu hoffen, daß sich Wayne Gorbea & Salsa Picante ihrem Stil treu bleiben und nicht über kurz oder lang von RMM oder Sony "gekauft" werden...

Salsaholic-Bewertung:
Hörgenuss:		5 Congas
Tanzbarkeit:		5 Congas
Originalität:		3 Congas
Variation:		3 Congas
Gesamt:		5 Congas

Die Titel im Überblick:
1.	El Yo-Yo	(Salsa-Descarga, 105 bpm)
2.	Nelida	(Salsa, 90 bpm)	(167 kB)  [offline]
3.	Son Picante	(Montuno-Descarga, 75 bpm)
4.	Coco	(Guaguancó, 110 bpm)
5.	Con Un Poco De Suerte	(Salsa, 100 bpm)
6.	Callé Loca	(Salsa-Descarga, 100 bpm)
7.	Guajira Inspiración	(Montuno-Descarga, 65 bpm)	(161 kB)  [offline]
8.	No Me Lieves	(Plena, 105 bpm)
9.	Buche Y Pluma	(Salsa, 100 bpm)	(161 kB  [offline]
10.	Estamos Chao	(Salsa-Descarga, 95 bpm)	(156 kB)  [offline]