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 CDs

La Rodven Machine: Caliente

(p) & (c) 1996 ("1997") Rodven / PolyGram Latino (533 469-2)

CD-Besprechung von Rob Lücking

CD CoverAn dieser Stelle mal wieder ein Rückblick...

Eine der am heißesten diskutierten Salsa-Produktionen war das 1996 erschienene Album TROPICAL TRIBUTE TO THE BEATLES der "RMM All Stars" (Celia Cruz, Oscar D'Leon und Co.) - s. "Beatles Salsa CD ... sacrilegious ?". In der Diskussion um diese CD ist die Produktion, die ich hier besprechen möchte, ziemlich untergegangen. Das Cover ist auch nicht gerade sehr aussagekräftig: zwei Marienkäfer (männlich und weiblich) bei einer recht eindeutigen Tätigkeit, der Titel CALIENTE und die vermeintliche Band "La Rodven Machine", wer hat denn von der schon was gehört? Erst beim Studieren des rückseitigen Covers wird man schlauer: da liest man Namen wie Frankie Ruiz, Eddie Santiago, Andy Montañez und Tommy Olivencia, nicht gerade Unbekannte im Salsa-Business. Und dann klingelt es auch schon! Hier hat das Label Rodven seine Stars und Sternchen zusammengerufen.

Soweit, so gut. Bei den Titeln der Musikstücke wird's dann interessant: I Can't Get No Satisfaction, She Loves You, Black Is Black, Stop In The Name Of Love, Black Magic Woman, Fantasy, Aquarius... Na, hat's noch mal geklingelt? TROPICAL TRIBUTE TO THE BEATLES... RMM All Stars... Wehe dem, der hier Zusammenhänge vermutet. Etwaige Ähnlichkeiten rein zufällig und unbeabsichtigt? Hierzu ein paar Fakten: RMM und Rodven als harte Konkurrenten im Salsa-Geschäft (aber beide mit PolyGram als Herstellerfirma), beide neben Sony mit den bekanntesten Interpreten, welche die Salsa zu bieten hat; beide Alben mit Salsa-Adaptationen von Rock- und Pop-Evergreens, beide mit insgesamt 13 Titeln, darunter jeweils ein Merengue, und das letzte Stück in beiden Fällen von den jeweiligen "All Stars" zusammen intoniert... Ich kann mir nicht helfen, hier hat jemand kräftig vom anderem abgekupfert und Ideenklau betrieben! Nur, wer von wem, das bleibt offen, denn beide Alben wurden 1996 herausgebracht. Ich neige dazu, TROPICAL TRIBUTE TO THE BEATLES mehr Originalität zuzusprechen, denn diese CD ist ein gelungenes, in sich schlüssiges Konzeptalbum, während CALIENTE eher den Eindruck einer hastig zusammengeschusterten Kompilation macht. Aber ganz so hastig kann es auch nicht gewesen sein, denn die Produktion ist zumindest technisch perfekt. Sei es wie es sei, ich habe selten ein besseres Beispiel für den Begriff der kommerziellen Musik erlebt.

Aber um nicht gleich einen falschen Eindruck zu vermitteln: kommerzielle Musik ist nicht automatisch gleichzusetzen mit schlechter Musik. Also erst mal reinhören... Naja, selbst wenn man sich CALIENTE ganz vorurteilsfrei und ohne Gedanken an die Beatles widmet, so kann man diese CD musikalisch als höchstens teilweise gelungen betrachten. Im Gegensatz zu TROPICAL TRIBUTE TO THE BEATLES gibt es eine ganze Reihe von Stücken, bei denen die Transformation englischsprachiger Rock- und Popmusik in afrokubanische Rhythmen in die Hose ging und weder Fisch noch Fleisch ist: You've Lost That Loving Feeling, interpretiert von Hector Tricoche, gehört dazu, ebenso I Just Called To Say I Love You (Anthony Colón) und leider auch Andy Montañez mit dem Medley Going Out Of My Head / Can't Take My Eyes Off Of You und die Tommy Olivencia-Adaptation von Pretty Woman. Es genügt halt nicht, einfach nur eine Melodie mit Salsa-Rhythmen zu unterlegen; Salsa hat auch einen Spannungsbogen, und wenn der nicht rüberkommt, dann sollte man's lieber bleiben lassen. Salsa-Boy Groups sind auch nicht so mein Fall. Die Salsa Kids aus Venezuela lassen bei ihrer Version von She Loves You (auch auf diesem Album sind die Beatles einmal vertreten!) jedenfalls jeglichen Pep vermissen. An Aquarius hat sich Celia Cruz schon mal versucht, dagegen wirken die "Rodven Machine All Stars" saft- und kraftlos, und das als vermeintlicher Höhepunkt dieser CD! Die obligate Merengue-Adaptation (hier mußte Stop In The Name Of Love dran glauben; mit der Interpretin Maria Alejandra kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen) ist ganz nett, wird aber eingefleischte Merengueros kaum begeistern können.

Aber es gibt auch Positives zu berichten, wenngleich dünn gesät. I Can't Get No Satisfaction gefällt mir ganz gut, nicht zuletzt wegen Frankie Ruiz, der dieser Adaptation, soweit das möglich ist, seinen Stempel aufdrückt. Bei Black Magic Woman konnte Edgar Joël nicht viel falsch machen, das kommt ja schon aus der Latin Rock-Ecke. Auch die Verbindung italienischer Pop-Musik mit Salsa gelingt problemlos. Gloria, interpretiert von der weniger bekannten Celenia, ist schnörkellose Salsa, super zum Tanzen. Eine Parallele zu Tito Nieves' Interpretation von Let It Be auf TROPICAL TRIBUTE TO THE BEATLES findet sich in Just The Way You Are mit Alex D'Castro, nicht ganz so harmonisch, aber mit einer wunderschönen, rhythmisch-melodiösen Montuno-Sektion. Die Instrumentaleinlage des "La Rodven Machine Orchestra" mit dem Disco-Klassiker Fantasy ist eine interessante Innovation gegenüber dem Konkurrenzalbum; allerdings läßt die Salsa-Version doch einiges an Flair vermissen. Eine Descarga ist dieses Stück nicht gerade! Mein klarer Favorit auf dieser CD ist Black Is Black mit Eddie Santiago (den erkennt man hier so aggressiv gar nicht wieder). Dieses Stück läßt einige Bemühungen erkennen, der Latino-Version eine eigene Charakteristik zu verleihen. Genial die Montuno-Sektion, aber die hat ja auch mit dem Original nicht mehr viel zu tun.

Alles in allem muß man leider feststellen, daß CALIENTE nur ein Abklatsch von TROPICAL TRIBUTE TO THE BEATLES ist, ganz gleich, wer denn nun vom wem abgekupfert hat. Bei der Umsetzung von Pop- und Rockmusik in Salsa-Klänge ist die Herausarbeitung der besonderen Charakteristik und Struktur afrokubanischer Rhythmen essentiell. Das ist auf diesem Album, im Gegensatz zur Konkurrenz von RMM, im Großen und Ganzen nicht gelungen. Ob die wenigen Ausnahmen (ich würde nur Black Is Black und Gloria das Prädikat "klasse" verleihen) trotzdem den Kauf dieser CD rechtfertigen, muß jeder selbst entscheiden, vorausgesetzt, ihm fällt CALIENTE irgendwo in die Hände. Das Album ist inzwischen leider "out of print", aber im Internet gibt es noch limitierte Bestände, beispielsweise bei Towerrecords.com (8,99 US$). Ein interessanter Aufmacher zu dieser Produktion findet sich übrigens unter http://www.polygram.com/latin/tropical/bio.html.

Salsaholic-Bewertung:

Hörgenuss:  ***** 2 Congas
Tanzbarkeit:  ***** 2 Congas
Originalität:  ***** 4 Congas
Variation:  ***** 3 Congas
Gesamt:  ***** 3 Congas

Die Titel im Überblick:

  1. (I Can't Get No) Satisfaction (Frankie Ruiz)
  2. She Loves You (Salsa Kids)
  3. Black Is Black (Eddie Santiago) (1m 09s, 183 kB)  [offline]
  4. You've Lost That Loving Feeling (Hector Tricoche)
  5. Stop In The Name Of Love (María Alejandra)
  6. Going Out Of My Head / Can't Take My Eyes Off Of You (Andy Montañez)
  7. Black Magic Woman (Edgar Joël)
  8. Gloria (Celenia) (1m 00s, 161 kB)  [offline]
  9. I Just Called To Say I Love You (Anthony Colón)
  10. Fantasy (La Rodven Machine Orchestra)
  11. Just The Way You Are (Alex D'Castro) (52s, 139 kB)  [offline]
  12. Oh Pretty Woman (Tommy Olivencia & Orchestra)
  13. Aquarius (La Rodven Machine All Stars)


zum Seitenanfang Text: Copyright 2000 Rob Lücking (rlucking@hotmail.com)
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