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Englische Version 

Ricardo Lemvo & Makina Loca: São Salvador

(c) Mopiato Music 2000, (p) Putumayo World Music 2000 (PUTU 158-2 / ISBN 188526560-3)

CD-Besprechung von Rob Lücking Diese CD Besprechung gibt es auch auf Englisch!

CD Cover Ricardo Lemvo & Makina Loca: São Salvador Nach zwei Jahren langen Wartens sind Ricardo Lemvo & Makina Loca wieder da! Und in meinem ersten Eindruck des neuen Albums SÃO SALVADOR, erschienen im Februar und seit April auch bei uns in Deutschland zu haben, kann ich mich nur Georges Collinet (Afropop Worldwide) anschließen: "Wow!" Oder, in Lingala: "Mama na ngai!"

Um es gleich vorwegzunehmen: SÃO SALVADOR ist nichts für Salsa-Puristen. Flankiert von Son und Soukous, experimentieren Ricardo Lemvo & Makina Loca, mehr noch als in ihren vorherigen Alben TATA MASAMBA und MAMBO YO YO, mit den unterschiedlichsten Rhythmen, einschließlich afrikanischer Rumba, Merengue, Bomba, Balada, Rap und Funk.

Aber zunächst kommen die Salseros voll auf ihre Kosten, denn die CD startet mit einem schweißtreibenden Son (98 bpm). "Le Rendez-Vous" knüpft nahtlos an Mambo Yo Yo an, den Titelsong des vorherigen Albums. Ricardo lamentiert das launenhafte Verhalten der Frauen dieser Welt: "Te estuve esperando y me dejastes plantado..." (aber das könnte einer Frau mit einem Mann wohl auch passieren!). Wiederum entwickelt sich in der Mambo-Sektion ein geniales Flauta-Solo ("Niño" Jesús), während im Hintergrund die kongolesischen E-Gitarre für den charakteristisch-afrikanischen Touch sorgt. Die Gitarre wird übrigens gespielt von Bopol Mansiamina, einem der herausragenden Vertreter der afrikanischen Pop-Musik und neben Ricardo Lemvo und "Niño" Jesús Alejandro Perez einer der kreativen Köpfe dieses Albums. Boom Boom Tarará spricht dagegen die Liebhaber des afrikanischen Soukous an: ein fröhlicher Partysong, aufgemischt mit ein Merengue und Bomba (selbst für geübte Ohren allerdings nur schwer herauszuhören).

Mit Son und Soukous legen Ricardo Lemvo & Makina Loca die Eckpfeiler ihres musikalischen Repertoires fest. Danach wird gemischt und experimentiert, was das Zeug hält, grafisch abgehoben durch unterschiedliche Farben auf dem Cover: Gelb, Grün, Rot (daß dieses Farbenspiel das stilmäßige Wechselspiel wiedergibt, ist allerdings reiner Zufall, wie mir Ricardo versicherte). Auch in Ave María (Por Dios) geht es um eine Frau, die "... mir viele Versprechungen machte, um mich dann zu enttäuschen." (Originalton Ricardo Lemvo). Karte des KongoZunächst mehr eine kongolesische Rumba, steigert sich dieses Stück zu einem swingenden und exzellent tanzbaren Son, und mittendrin werden sogar ein paar Takte Merengue eingestreut. Die beiden nachfolgenden Songs offenbaren die tiefe Verwurzelung von Ricardo Lemvo mit seiner afrikanischen Heimat. São Salvador beginnt mit einem Gitarrenintro, welches kurz an Bobby Valentins Despues Me Matas erinnert. Anstelle harter Salsa entfaltet sich aber eine großartige Ballade, welche von dem alten Königreich Kongo und der Volksheldin Beatríz Kimpa Vita erzählt, der kongolesischen Jeanne de Arc. Vor 500 Jahren umfaßte der Kongo das heutige Kongo-Brazzaville, die demokratische Republik Kongo und Angola, in welchem die Hauptstadt Mbanza Kongo lag (später bekannt als São Salvador). Im Zuge der Christianisierung und durch den Sklavenhandel während der portugiesischen Einflußzeit erfolgte der Niedergang des Königreichs, und Beatríz wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die wunderschöne Stimmung dieses Liedes wird unterstrichen durch den einfühlsamen Einsatz des Akkordeons und bildet einen starken Kontrast zu Si Tu No Sabes (No Te Metas), einer Mischung aus Soukous und Merengue, welche auf die Tradition der Santería und ihre Bedeutung für die afrokubanische Musik anspielt:"Do not disrespect my saint, dear friend, I beg You. The drum is my religion. If you don't understand, please, don't get involved!".

Bis dahin alles buchstäblich im "grünen" Bereich (zumindest wenn man Ricardo Lemvo & Makina Loca kennt). Aber dann überrascht die Truppe doch: Achtung "Rot"! Es funkt gewaltig! Nganga Kisi ist der Medizinmann, und Ricardo rappt fröhlich in Lingala, Spanisch und Englisch drauflos. Wie gesagt, nichts für Salsa-Puristen, aber eine tolle Abwechslung. In Dans La Forêt, einem einzigartigen A-Capella-Stück, begleitet nur von Bopols Gitarre, läßt Ricardo den afrikanischen Dschungel aufleben, mit all seinen geheimnisvollen, mystischen Geräuschen (als Begleitlektüre empfehle ich das Buch KONGOFIEBER von Redmond O'Hanlon, erschienen bei DTV, ISBN: 3423203242). Der Dschungel ist nicht leer, alles hat seinen Ursprung, und ebenso wie die Wiege des Menschen in Afrika liegt, entsteht die Musik Ricardo Lemvos aus vielfältigen Einflüssen: ein bißchen Johnny Pacheco hier, ein bißchen Sam Mangwana dort, "... and without even knowing I create my songs."

Ricardo lemvo Die beiden letzten Stücke ("Gelb") führen uns wieder zurück zum Son. Capullito De Alelí ist einer der unzähligen kubanischen Klassiker, neu interpretiert, allerdings (und das ist fast ein bißchen schade) ohne überraschende Makina Loca-typische Elemente. Te Traigo Un Son schließlich beendet die CD, wie sie angefangen hat: mit exzellent tanzbarer Salsa in der Tradition von Tata Masamba.

Und dann gibt es noch eine Überraschung: die CD geht noch weiter! Wie das, auf dem Cover sind nur neun Titel angegeben! Doch mein CD-Player zeigt die Nummer 10. Nach einigem Suchen ist des Rätsels Lösung gefunden: fast unsichtbar auf der zweiten Seite des Booklets findet sich der Titel mit der Nummer 10, Zozo Motema, ein "ghost track". Ein witziger Einfall! Diese Zugabe für die Fans der kongolesischen langsamen "Rhumba" gibt's allerdings nur auf der europäischen bzw. afrikanischen Ausgabe.

Bei allem Lob seien ein paar klitzekleine Kritikpunkte erlaubt. Zum einen werden einige Titel ausgeblendet, und das paßt einfach nicht zu afrokubanischer Musik. Am Ende muß einfach ein Tusch, ein Spannungsbogen her! Zum anderen ist das zwar schöne und sehr informative Booklet unvollständig: nur für die Tracks 1, 2, 4 und 5 werden die Texte angegeben. Dabei würde es mich doch brennend interessieren, was Nganga Kisi zu sagen hat... Aber das beeinträchtigt in keiner Weise den außerordentlich positiven Gesamteindruck dieser neuen Produktion.

Wer mehr über Ricardo Lemvo & Makina Loca erfahren möchte, sollte sich auf den Webseiten www.makinaloca.com bzw. www.ritmoartists.com/Lemvo/lemvo.htm umschauen oder in nächster Zeit einmal einen Blick in den Bamboleo werfen. Die CD SÃO SALVADOR gibt es bei uns in vielen Plattengeschäften und (ebenso wie MAMBO YO YO) auch im Internet-Versand, z.B. bei www.amazon.de.

Die Titel im Überblick:

  1. Le Rendez-Vous (1m 01s, 161 kB)  [offline]
  2. Boom Boom Tarará (59s, 156 kB)  [offline]
  3. Ave María (Por Dios) (59s, 156 kB)  [offline]
  4. São Salvador
  5. Si Tu No Sabes (No Te Metes)
  6. Nganga Kisi
  7. Dans La Forêt
  8. Capullito De Alelí
  9. Te Traigo Un Son
  10. ("ghost track") Zozo Motema


zum Seitenanfang Text: Copyright 2000 Rob Lücking (rlucking@hotmail.com)
Ranking-Hits Layout: Copyright 2000 Klaus Reiter (klaus@salsaholic.de). Letzte Änderung: 21.5.2000.
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