Doppelbesprechung "Absolute Best"

CD-Besprechung von Rob Lücking

Im Zuge der zunehmenden Popularität lateinamerikanischer Rhythmen tauchen mit schöner Regelmäßigkeit neue Sampler-Serien auf, die uns Lateinamerika und die Karibik musikalisch nahebringen wollen: angefangen von TOP LATINO DANCE MUSIC (Messidor) über die PLANETE-Serie (Déclic / Semaphore) und PUTUMAYO WORLD MUSIC (Putumayo) bis hin zum neuesten Produkt ABSOLUTE BEST (Proper Records / Recording Arts), welches man seit Ende 1999 in den Plattenregalen finden kann. Unter diesem vielversprechenden Label verbergen sich so bekannte Künstler wie Antonio Carlos Jobim, Xavier Cugat, Perez Prado, Tito Puente und Celia Cruz. Neben Interpreten-Samplern zu "Samba", "Mambo" oder "Salsa" gibt es auch Stil-Sampler mit "Reggae", "New Wave Brasil Jazz" oder "Cuban Salsa", die allesamt zu einem sehr günstigen Preis von ca. DM 17.– angeboten werden.

Als eingefleischter Fan habe ich bei Tito Puente und Celia Cruz natürlich gleich zugegriffen, obwohl ich beim Blick auf das Cover zunächst skeptisch war, denn in beiden Fällen war mir fast keiner der jeweils 20 Titel bekannt. Da man ja sonst auf Samplern immer wieder das Gleiche geboten kommt, empfand ich das zunächst als wohltuend erfrischend. Allerdings bestätigten sich meine anfänglichen Befürchtungen beim ersten Reinhören und vertieften sich gnadenlos beim Durcharbeiten der beiden CD's. Von "absolute best" kann hier nicht im entferntesten die Rede sein; im Gegenteil, man bekommt den Eindruck, die Plattenfirma hat hier aus Kostengründen aus der Abstellkammer zusammengekramt. Nun kann man bei Namen wie Tito Puente und Celia Cruz kaum von schlechter Musik reden, aber die Aufnahmen aus den Anfangszeiten der beiden Künstler gehören höchstens zum Durchschnitt ihrer sonst herausragenden Produktion. Während man bei Tito Puente noch von einem Konzeptalbum seltener Mambo-Aufnahmen aus den spätern 40ern und frühen 50ern reden kann, ist ABSOLUTE BEST im Falle von Celia Cruz schon eine Anmaßung, die ahnungslose Liebhaber afrokubanischer Musik hoffnungslos in die Irre führt. Tatsächlich könnte die "Reina de la Salsa" allein aus ihren Blütezeiten mit Sonora Matancera und bei Fania Records mindestens eine Handvoll Best-of-Alben füllen, aber nicht ein einziges dieser Stücke ist auf ABSOLUTE BEST vertreten. Hinzu kommt die schlechte Tonqualität einiger Aufnahmen, die offenbar direkt aus Fernsehsendungen mitgeschnitten wurden. Und vom richtigen Setzen von spanischen Akzenten hat man bei Recording Arts wohl auch noch nichts gehört ...

Wer also fetzige afrokubanische Tanzmusik sucht oder sich einen Überblick über das künstlerische Gesamtwerk von Tito Puente oder Celia Cruz verschaffen will, der greift bei ABSOLUTE BEST voll ins Leere. Wer als Liebhaber seine Sammlung um seltene Aufnahmen dieser Künstler erweitern möchte, die garantiert auf keinem anderen Sampler zu finden sind, der mag sich diese Sampler kaufen und legt sie nach einmaligem Anhören im CD-Ständer ab. Einziger Lichtblick: die eigentlich sehr ansprechende, elegante Aufmachung mit den kurzen, aber sehr kompetenten Biografien von Alexander Gelfand. Das alleine lohnt aber nicht die Investition. Immerhin besteht die geringe Hoffnung, daß die weiteren Vertreter dieser Serie (Perez Prado, Xavier Cugat, Cuban Salsa) von besserer Qualität sind.

Die Titel im Überblick: