Haupseite Hauptseite Konzertkalender Konzertkalender Konzerte: Termin melden Konzerte: Regelmäßig live Konzertberichte eMail, Hilfe, Frames Frames eMail an den Webmaster Hilfe

Konzertberichte

Für diejenigen, die nicht dabei sein konnten... 

Oscar D’Leon in Darmstadt

von Klaus Neuhaus für SalsaDE

Salsitas und Salseros, und nicht nur die, kommen in diesem Sommer auf ihre Kosten. Die unbestrittenen Könige und Königinnen des Szene geben Schlag auf Schlag Konzerte in Deutschland. Compay Secundo, Ruben Gonzales, Omara Portuondo, Celia Cruz & José Alberto, Willie Colon um nur einige zu nennen, und am Dienstag Abend (3.8.) gastierte Oscar D’Leon in der Darmstädter Central-Station...

Konzert Ausverkauft! So freute sich jeder, der eine Karte in der Tasche hatte auf den mit viel Vorschußlorbeeren bedachten Oscar und seine Band. 21.30 Uhr sollte es losgehen, eine für Latinokonzerte durchaus passable Uhrzeit. Um viertel vor zehn quälte sich ein heimischer Moderator durch eine kurze Ansage und 14 korrekt in dunkle Sakkos gekleidete Musiker betraten die Bühne. Die Besetzung war beeindruckend: 9 Bläser, 3 x Perkussion, 1 x Kontrabass und 1 Mann an den Tasten... Ein glasklares Opening auf der Trompete rief dann die beiden Vokalisten auf die Bühne: der eine, sehr kräftig in etwas zu enges blaues Tuch gezwängt, der andere unverkennbar Oscar: gelbes Sacko, schwarzes Shirt, exakter Schnäuzer, wie überhaupt alles an diesem Mann von Präzision geprägt zu sein scheint.

Er gönnt sich und seinen Mannen keine Pausen zwischen den Stücken, am laufenden Band folgt ein Hit nach dem anderen, quer Beet, mischt er neue Titel mit Evergreens und Klassikern z.B. Santana’s Oye Como Va, als brillianter ChaCha celebriert wechselt mit Rumbas und Merengues und natürlich Salsa... und Oscar bleibt nicht allein: immer wieder klettern Fans, vornehmlich aus Cuba, auf die Bühne. Weibliche wie männliche und sie tanzen neben ihm, als wären sie Teil der Show, und sie sind es. Wenn eine Latina ihre offenbar angeborenen tänzerischen Fähigkeiten auspackt, dann knistert es vor Erotik und uns Europäern bleibt nur das Staunen. Da zeigt eine „NoName-Latina" eine Tanzshow direkt vor Oscars heraustretenden Augen, daß einem Hören und Sehen vergeht. Ein Foto mit Oscar ? Kein Problem: Ohne das Konzert zu unterbrechen stellt sich einer nach dem anderen auf der Bühne in Position, einer der Musiker macht das Bild: Oscar, singend in der einen Hand das Mikrofon, die andere auf der Schulter des Bildpartners, ein Küsschen als Dank und der oder die nächste klettert auf die Bühne: Unvorstellbar, daß es sowas gibt.

Gegen 23 Uhr die erste Pause...15 knappe Minuten Zeit sich irgendwo ein Getränk zu ergattern... bei der obligaten Tombola läßt Sponsor Avianca einen Flug nach Südamerika springen und schon ist Oscar wieder da: Voll aufgetankt stürmt er weiter, stets präzise und excellent unterstützt von seiner Band: Und da kennt Oscar keine Gnade: Die Techniker bekommen unmittelbar ihr Fett ab, wenn mal ein Mikro nicht richtig eingestellt ist, der Ton nicht so kommt, oder gar eine Rückkopplung die göttlichen Ohren des Meisters verletzen.

Aber das ist die Ausnahme: Die Show hat Priorität: Zeitweise tummeln sich 12 „Gäste" um Ihren Star, tanzen, singen, trommeln, schwenken Kubanische und Venezulanische Flaggen und heizen die Stimmung immer weiter an: und das schöne daran: als wäre es das natürlichste von der Welt, keiner dreht durch, keine Security-Leute sind zu sehen, Oscar nimmt sich sogar zurück, überläßt das Mikrofon z.B. einer temperamentvollen Unbekannten, die mit ihrer Stimme durchaus Paroli bieten kann: Das Publikum ist spätestens jetzt vollkommen aus dem Häuschen und Oscar ist es auch... Und die Band: alle unterstützen das Spiel, und wenn sie gerade keinen instrumentalen Einsatz haben, dann tanzen und albern sie herum, zerren sich über fünf Armlängen an den Ohrläppchen oder holen sich eine Latina zum Tänzchen zwischen Notenständer und Instrumente. Eine einzige Party tobt auf und vor der Bühne.

Und irgendwann gegen viertel vor eins verlassen die Musiker nach einer ausgedehnten Zugabenrunde die Bühne, das Publikum ist nach drei durchtanzten Stunden körperlich am Ende... aber glücklich.

Der Moderator vom Anfang läßt es sich nicht nehmen und erklärt, daß es in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten noch weitere Konzerte dieser Art geben wird... und am Ausgang sagt jemand: „Wo immer Oscar auftritt: da fahr ich hin, kann‘ste glauben!"

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer einem dicken Lob an die Veranstalter:

Ausverkauft heißt in der Central-Station noch immer Bewegungsfreiheit. Der Sound ist klasse, jedes Wort, jeder Ton kommt präzise ans Ohr, unabhängig vom Standort. Und die Lüftung schafft auch bei sommerlichen Temperaturen ein angenehmes Raumklima.

Da können sich andere Veranstalter eine dicke Scheibe abschneiden: z.B. Celia Cruz‘ Auftritt erst kürzlich beim Zeltfestivals in Mainz hatte arg unter einem Klangbrei zu leiden, der trotz excellenter Musiker eine Zumutung für die Ohren war. Ein Zelt ist halt kein Konzertsaal!

Und noch eine Anmerkung, diesmal in Richtung Medien: Latino-Musik ist mehr als eine Modeerscheinung, die sogar bei aktuellen Tatortfolgen ihren Niederschlag findet. Jedoch die Radiostationen ignorieren diese Entwicklung nahezu vollkommen: Buena Vista Social Club CD’S sind Top in den CD-Verkaufscharts, aber keiner spielt diese Musik: Die Sender haben entweder nur unfähige Musikredakteure oder den politischen Auftrag das kommunistische Mutterland der besten Musik der Welt (so urteilte kürzlich die FR) als nicht existent mit ihrem ewig-gleichen Popgedudel niederzumachen...

Selbst der umgekrempelte SWR1, der als Präsentator des Zeltfestivals mit ständig wiederholten Trailern Gäste lockte, vergaß sowohl in den Trailern als auch in der abschließenden, über den Sender gehenden Zusammenfassung über die Veranstaltungsreihe Zeltfestival das Konzert der Celia Cruz. So was kann nur Absicht sein oder eine unglaubliche Unfähigkeit.

Wer einmal ein Konzert wie das von Oscar D’Leon erlebt hat, der weiß wo „die Glocken" hängen. Die Vertreter der Funkmedien wissen es offenbar nicht.

Alle Konzertberichte geben persönliche Meinungen wieder.


zum Seitenanfang

Ranking-Hits Text Copyright 1999 Klaus Neuhaus (info@neuhaus-online.de).
Layout Copyright 1999 Klaus Reiter (klaus@salsaholic.de). Letzte Änderung: 13.08.99.
WEBCounter by GOWEB